Laudatorin der
Kunstausstellung Veränderung und Wandlung

mit Werken des Berliner Malers Harald Hoffmann de Vere
für die Kulturstiftung Rügen

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Einladung zur Ausstellungseröffnung

Kunstausstellung "Veränderung und Wandlung" in der Orangerie Putbus auf Rügen

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Laudatio

Würdigung des künstlerischen Lebenswerks des Berliner Künstlers Harald Hoffmann de Vere

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Künstler Harald Hoffmann de Vere,
 Rednerin Dr. Diana Fleischer 

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Eröffnungsrede am 17.06.2017 in der Orangerie Putbus auf Rügen


Guten Abend, werte Damen und Herren, liebe Kunstinteressierte, verehrte Freunde der Kulturstiftung Rügen; die Eröffnung der neuesten Ausstellung von Harald Hoffmann de Vere heute Abend steht ganz im Zeichen ihres Titels: „Veränderung und Wandlung“.  

„Gefastet
Magen lastet 
Vertragen 
Gerastet. 
Wagen 
Verbieten 
Kaufen  
Mieten“ 

Diesen zitierten Kurzreim, durch den acht Worte mit unerwarteten Wendungen galoppieren, schrieb der Künstler Ernst Paul Klee im Jahr 1901. Paul Klee malte und zeichnete, wie wir alle wissen; und er reimte auch, wie wir gerade gehört haben. Und obwohl der Reim wohlklingt, erfahren wir nicht, was doch damit gemeint ist.  
Harald Hoffmann de Veres Werke haben auch eine Vielseitigkeit, die für ihn typisch ist. Harald Hoffmann de Vere nimmt in überraschender Weise Bezug auf Klees Gedichte, die er für seine Malerei entdeckt hat. Er druckt sie in Gänze oder in Teilen davon ab, und in Konkurrenz dazu stellt er etwas malerisch dar. Beides kann man erfahren – Schriftzüge und Bild, beides vereint er in seiner eigenen künstlerischen Sprache der Collagetechnik. Das Gedicht durchscheint als Archivstück, als Schriftdenkmal, durch die Malerei, die darüberliegt. Diese inhaltliche Doppelwirkung ist die hoffmannsche Vielseitigkeit. 

Hoffmann de Veres Schaffen währt nunmehr mit einer beachtenswerten Dauer von annähernd 50 Jahren, die von einer großen Vielfalt der Veränderung und Wandlung geprägt ist. Von 1968 bis 1975 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin und war Meisterschüler von Hann Trier, 35 Jahre lebte und wirkte Hoffmann de Vere schöpferisch in einem großräumigen, lichten Atelier in der Pfuelstraße in Berlin-Kreuzberg, das er kürzlich für seinen neuen Wohnsitz in Spandau aufgab.
Charakteristisch erscheinen seine symbolgeladenen Bilder, in denen sich bewegte Farbverläufe zu perspektivreichen Stadtpanoramen mit atmosphärischer Eigendynamik entwickeln und mit dekorativ ausschnitthaften Landschaftsprospekten abwechseln. 
Stellvertretend für seine einprägsamen Stadtsilhouetten sei an die bekannten Berliner Stadtbilder erinnert, die an den Zustand großer Baustellen der 90er Jahre, wie den Bauprozess am Potsdamer Platz, in Begleitung von Titeln wie „Berlin im Werden begriffen“, hoffnungsvoll gemahnen. Über die Maßen gewähren uns seine Bilder aus dem Jahr 2001 auch Einblicke in die Entstehung des Neubaus des Bundeskanzleramtes. 
Seine Malerei in Öl oder Kreide und Aquarell sowie Acrylfarbe, zudem Collagearbeiten auf Leinwand bestimmen hierbei Hoffmann de Veres wandlungsfähiges Gesamtwerk: Aufenthalte in Japan, New York, Amsterdam, nicht zuletzt in der italienischen Toskana und seit 1993 auf Hiddensee bringen eine unvergleichliche Vielschichtigkeit zu Tage. Seine Stadtmalerei – die die Inselsituation Berlins vor und nach dem Fall der Mauer thematisiert – wird nun mehr von Motiven abgelöst, die der nordischen Landschaft der Insel Hiddensee zugewandt sind; die Insel und deren Habitat rücken als Kulturraum in den Vordergrund. Sinnig ist es daher, dass er jetzt auf der Nachbarinsel Rügen ausstellt. Romantische Titel wie „Mondscheinfähre“, sprechende Titel wie „Heidetanz“ und auch Bilderserien ergänzen die gesamte Werkschau durch einzigartige Schöpfungen als Inselmaler. Hoffmann de Vere bedient sich dabei einer Mischung aus technischen Mitteln: Er druckt Gedichte im Inkjet-Verfahren auf Leinwand und übermalt diese mit Landschaftsszenen in Acryl, Aquarell oder Öl. Teilweise verwendet er maschinell gefertigte, auf Papier erzeugte Muster, die er als Collage wie Strandgut oder mögliche Spiegelung der Sonne auf Wasser oder heißem Sand zwischen seine Motive setzt – vielleicht ist diese Gestaltung auch eine feinsinnige Beobachtung von Dialektik und zugleich Dialog zwischen Mensch und Natur?   
Seine Arbeiten umfassen auch die spontane Malerei, die in der Aktion entstanden, und die die Sprache des Pinsels deutlich machen. Ausgewählte Werke der Aktionskunst, die seine Malerei bedeutend mitprägt, sind auch in dieser Ausstellung vertreten. 

Das eingangs erwähnte Gedicht von Ernst Paul Klee ist uns überliefert. Sein Sohn Felix Klee veröffentlichte darüber hinaus ein Kompendium von weiteren gereimten Versen Paul Klees in einem kleinen Buch. Harald Hoffmann de Vere nahm sich daraus aber nicht nur Klees Gedichte als sprichwörtliche Grundlage, um Ansichten von Landschaften festzuhalten, die aus aderigen, feinen Pinselstrichen erwachsen, und die es doch vermögen, die wuchernde farbintensive Naturkulisse auf Hiddensee, ja, ihren unbändigen Ursprung, aufzuzeigen; sondern es finden sich auch Gedichte von Ringelnatz, der als Gast häufig auf Hiddensee weilte, von lebendiger Farbe übertönt. Diese auf Leinwand reproduzierten Buchseiten geben das bedeutungsschwangere und geistreiche Erbe der Allround-Künstler des frühen 20. Jahrhunderts wieder, dem er mit den Titeln „Alles eine Welt“ und „Neugeboren“, beide aus dem Jahr 2013, Präsenz und Ausdruck verleiht – und mit denen ihm ein Brückenschlag gelingt. 

Es ist ein überzeugtes, solide im Jetzt verwurzeltes Lebensgefühl – manifest durch eine von technischen Konventionen losgelöste, an Motiven reiche Weitsicht in seinen Bildkompositionen, aber zugleich auch tiefe gesellschaftspolitische Verbundenheit zur Garde klassischer Künstler – das aus dem Bildverständnis von Harald Hoffmann de Vere hervorgeht.  
Für dieses künstlerische, lange währende Engagement danken wir Dir, lieber Harald, mit unserer Begeisterung für Deine Werke, unserem zahlreichen Erscheinen und unserer vielfältigen Unterstützung.
Abschließend möchte ich einen Zweizeiler von Dante Alighieri zitieren, der dem hiesigen Ausstellungsthema „Veränderung und Wandlung“ nicht gerechter werden kann:  

„Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.“ 

Ich wünsche Ihnen allen einen kunstreichen und genussvollen Abend! 

Ostsee-Zeitung, 20.06.2017

Zeitungsartikel

Fotografie zu "Betreten Sie Pfade einer unvergleichlichen KulTour" @ Nagy / Presseamt München
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